Am Wochenende war es soweit, der lang erwartete Termin, die Prüfung um weiterhin ehrenamtlich mit meinen Mädels als ManTrailer – Team (Personensuchhund) aktiv in Rettungshundeeinsätze gehen dürfen. Zunächst war eine Anfahrt von ca. 500 km nach Gütersloh notwendig. So starteten wir Samstag Mittag und trafen gegen 18:00 Uhr bei der ausrichtenden Organisation für diese Prüfung ein.

Freundlicherweise war alles von ihnen Vorbereitet. Wir bezogen unseren Übernachtungsplatz in einem Schulungsraum, in dem eine Liege bereitgestellt war. Beim Abendessen konnten wir unsere Flankerin (Helferin) kennen lernen. Die gemütliche Runde löste sich gegen 21:30 Uhr auf. Nach einer kleinen Runde um den Block, den letzten Vorbereitungen für den nächsten Tag, wurde es Zeit zum Schlafen, denn die Prüfung sollte am nächsten Tag um 7:00 Uhr beginnen.

Leider fanden Una und Inge über die Nacht hinweg keine Ruhe. Die ungewohnte Umgebung, der ungewohnte Schlafplatz, die Geräusche von Wind, Regen und mehr, eventuell meine wachsende innere Anspannung, ließen meine Hunde nicht schlafen. Gegen 5:30 Uhr war dann für uns die Nacht vorüber. Füttern, Dienstkleidung anziehen, nochmaliges Durchsehen der Ausrüstung, ein kleiner Spaziergang damit sich die Hunde lösen können, dann 15 Minuten Fahrt zum Prüfungsort, an dem wir pünktlich ankamen.

Es folgte eine gegenseitige Vorstellung, ein kleines Frühstück und die offizielle Begrüßung. Trotz der freundlichen Umgebung wächst die Anspannung.

Der erste Teil der Prüfung beginnt, die Befragung der Sachlage zur vermissten Person. Eigentlich eine einfache Aufgabe und kann durch meine Erfahrung und Routine gut bewältigt werden.

Zum zweiten Teil der Prüfung fahren wir eine kurze Strecke zum letzten bekannten Sichtungspunkt, vor ca. 24 Stunden, der zu suchende Person. Die Aufgabe ist festzustellen, ob die Person dort war und in welche Richtung diese gegangen ist (Negativ/Shorttrail). Ich beginne mit Una, sie teilte mir nachts mit, dass sie als Erste arbeiten möchte. Ihr wird das Suchgeschirr angezogen, sie schaltet in ihre Arbeitsmodus um. Wir gehen mit unserer Flankerin vom Auto zum „Schützenhaus“, der Ort der letzten Sichtung. Das Prüferteam hält sich im Hintergrund. Una bekommt zum identifizieren den Geruchsträger an ihre Nase gehalten, dann ihr entsprechendes Startkommando: „Snieef“. Una überprüft die Tür, die Hauswand, lasse sie alle möglichen Abgangswege absuchen, ein Fußweg an der Stirnseite des Hauses, eine parallel verlaufende Straße, eine Straße vor dem Haus, den Fußweg zum Parkplatz, ein Fußweg der anderen Stirnseite, nochmals den Bereich vor der Eingangstür. Meine Helferin achtet auf Autos, Fahrräder, Fremdhunde, Personen, informiert mich und sichert uns entsprechend ab. An dem Verhalten von Una erkennen ich, dass sie keine Witterung hat. Sie zeigt nirgends die Aufnahme einer Spur die zu dem Geruchsträger passt. Nun dreht sie sich zu mir und macht vor mir Sitz und sagt mir auf ihre so typische Art „hier war die Person nicht“! Die Prüfer sind zufrieden über diese Arbeit und bestätigen das Ergebnis. Wir erhalten hierfür die volle Punktzahl.

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Nun geht es weiter zum letzten Sichtungspunkt der vermissten Person für Inge. Wiederum fahren wir einige Kilometer und treffen am Bauhof der Ortschaft ein. Es ist ein offenes Gelände, der Bauhof ist umgeben mit einer ca. 3 m hohen Mauer. Es ist windig, der Boden feucht durch den nächtlichen Regen. Inge wird für ihre Aufgabe vorbereitet und am verschlossenen Gittertor des Bauhofs zur Suche angesetzt, „Snieef“! Sie orientiert sich, dann die Nase tief zum Boden geht sie ca. 5 m in eine Richtung, dreht dann ab um auf eine angrenzende Wiese mit Büschen zuzusteuern. Dort folgt sie einen schmalen Trampelpfad ca. 10 m, bleibt stehen, dreht um und geht wieder zum Bauhof. Nun geht sie in entgegengesetzter Richtung als zuerst, bis zum Ende der Mauer und folgt dann der Ummauerung des Bauhofs an der Längsseite ca. 25 m, bleibt wiederum stehen, hebt den Kopf und sieht ca. 10 Sekunden in die Laufrichtung. Dann dreht sie sich um und geht zur Zufahrtsstraße, zeigt dort ebenfalls einen deutlichen Abbruch. Nochmals wittert sie zu der Wiese, dreht sich dann zu mir und setzt sich vor mich hin, um so mitzuteilen das hier keine Spur der gesuchten Person ist. Wiederum bestätigen dies die Prüfer und vergeben die volle Punktzahl. Ich bedanke mich an meine Flankerin, die ihre Aufgabe wieder bestens erfüllte.

Nach einer Pause und kleinen Stärkung geht es nun zum dritten Teil der Prüfung, die Hauptaufgabe. Wir fahren zum Startpunkt des Longtrails für Una. Dieser ist in einem ruhigen Wohngebiet mit Einfamilienhäusern und schmalen Straßen. Una nimmt beim Ansatz in eine Richtung eine Spur auf, folgt dieser entlang einer Straße, überprüft Kreuzungen, biegt in eine Fußweg ein um darauf hin wieder auf eine Straße zu wechseln. Nach ca. 400 m Strecke erreichen wir den Parkplatz eines großen Sportgeländes. Una arbeitet sich bis zum Ende des Parkplatzes zum Eingang des Sportgeländes, macht dort einen Abbruch, geht zurück zum Anfang des Parkplatzes, um dann in die Straße längs des Sportgeländes einzubiegen. Nach ca. 50 m zeigt Una Unsicherheiten, sie geht verhaltener, macht aber noch keinen Abbruch sondern erst nach weiteren ca. 100 m. Dort kommt aber auch schon ein Hinweis der Prüfer, dass wir bereits weit ab des gelegten Trails sind. Sie geben die Möglichkeit Una bei dem Parkplatz nochmals anzusetzen. Dort geht sie wiederum in die Richtung Haupteingang, dann weiter an der Stirnseite der Anlage, vorbei an parkende Autos. Wir erreichen auf einem Fußweg wieder Einfamilienhäuser und treffen auf eine Kreuzung, geradeaus, links oder rechts? Links schließt Una aus, auch rechts macht sie nach 5 m einen Abbruch, geradeaus geht sie ca. 25 m und dreht dann um zur Kreuzung. Sie zeigt deutlich ihre Erschöpfung. Die Suche wird hier erfolglos beendet. Trotzdem wird das Mädchen ausgiebig gelobt und belohnt! Die Auswertung im Anschluss ergab, dass Una die Spur vor dem Parkplatz verloren hat. Vermutlich wurde durch den Wind die Witterung über das Sportgelände auf die Straße längsseits verweht. Die zu suchende Person ist die Straße oberhalb des Parkplatzes, parallel zur Stirnseite des Sportgeländes, die dann im weiteren Verlauf halbrechts abbiegt entlang gegangen, um dann später in einen Weg links zu wechseln. An der Kreuzung, bei der die Suche beendet wurde, hätte Una eventuell nach ca. 200 m die Chance gehabt wieder auf die Laufspur zu treffen, wenn sie den Weg rechts gefolgt wäre.

Nun ist Inge am Startpunkt ihres Lontrails. „Snieef“! Er ist an einer Nebenstraße am Eingang eines Mehrfamilienhauses. Inge geht 5 m in eine Richtung der Straße, bleibt stehen, hebt den Kopf und blickt in diese Richtung, ca. 10 Sekunden lang, dann dreht sie sich um und geht mit tiefer Nase in entgegengesetzter Richtung. Sie trifft auf eine Vorplatz eines Elektrohandels, dann auf den Hinterhof einer Tankstelle. Es kommen 2,3,4 Autos, im Hintergrund das Bellen eines Fremdhundes. Wir kommen an eine befahrene Hauptstraße, links an der Kreuzung die Tankstelle. Inge sucht die Einfahrt der Tankstelle ab, dreht um und geht in entgegengesetzter Richtung der Tankstelle um nach einigen Metern stehen zu bleiben und sekundenlang in diese Richtung zu sehen, dann dreht sie ab um die Hauptstraße zu überqueren. Meine Helferin und das Prüfungsteam versuchen die Überquerung der Straße abzusichern. Auf der anderen Straßenseite ist ein größerer Platz, insgesamt ist es eine 4-rer Kreuzung. Auf dieser Straßenseite macht Inge rechts einen Abbruch, geradeaus einen Abbruch, nach links geht sie mit einem starken Zug. Nach ca. 50 m ist mein Auto linksseitig ersichtlich. Will Inge dorthin? Obwohl sie kräftig an der Leine zieht halte ich sie zurück, um den vorherigen Platz nochmals zu überprüfen. Dort bestätigt Inge die Abbrüche. Meine Begleiter müssen wiederum die Kreuzung absichern, da Inge zurück zum Startpunkt strebt. Dort geht sie nun weiter über den Punkt hinaus bis zur nächsten T-Kreuzung, zeigt dort nach Links und nach Rechts einen Abbruch. Es geht zurück zu Startpunkt, tief durchatmen und Inge nochmals ansetzen. Nun zielstrebig Richtung Tankstelle, über die Hauptstraße, dann nach links. Kurz bevor wir auf der Höhe meines Autos sind biegt sie in einen Weg nach rechts in das Wohngebiet ein, niedrige Häuser. Sie prüft Kreuzungen, folgt Straßen, biegt in Fußwege ein. Nach ca. 1 km sind wir auf einer Straße am Ortsrand. An der nächsten Kreuzung bleibt Inge stehen, Blick geradeaus gerichtet. Nach ca. 10 Sekunden tiefe Nase und biegt nach rechts ab, liegt es an den Kindern mit Fahrrad? Obwohl es wieder Richtung Hauptstraße geht lasse ich sie laufen. Eine Kreuzung vor der Hauptstraße biegt sie links ab, nächste Kreuzung geradeaus, dann wieder nach links in Richtung Ortsrand. Bei der letzten Kreuzung am Ortsrand Blick nach Links, Blick nach Rechts, Blick geradeaus, Inge dreht um und will in die Richtung woher wir kommen. Wir sind nunmehr bestimmt mehr als 2 km unterwegs. Ich stoppe Inge, mache eine Pause. Da sie kein Wasser trinken möchte befeuchte ich trotzdem Nase und Brust. Danach lasse ich Inge nochmals die letzte Kreuzung prüfen, führe sie tiefer in jede Richtung, überall zeigt sie einen Abbruch … sie will zurück Richtung Hauptstraße. Dort angelangt wird die Suche erfolglos beendet, Inge ist erschöpft. Ich lobe und belohne das tapfere Mädchen ausgiebig.

Die anschließende Auswertung hat ergeben, die gesuchte Person ist an der Tankstelle geradeaus über die Kreuzung gegangen, später rechts, dann links, am Ortsrand wiederum rechts. Inge kreuzte bei ihrer Suche immer wieder der Laufspur bzw. kam dieser sehr nahe. An de letzten beschriebenen Kreuzungspunkt ging die Person geradeaus in Richtung Freigelände. Eine Erklärung wäre eventuell, die Hauptstraße ist niedriger als der Ortsrand, die Tankstelle höher als mein geparktes Auto. Zu vermuten wäre, der starke nächtliche Regen hat die Geruchspartikel vielfach nach unten gespült und der beständige, böige Wind gab sein weiteres um den Trail wesentlich zu beeinflussen.

Obwohl wir unsere Ziele nicht erreicht haben bin ich sehr stolz auf meine Mädels! Es war ein schönes Wochenende, aufregend mit sehr sympathischen Menschen, die alles organisierten und im Hintergrund vorbereiteten und durchführten. Es waren gute und faire Prüfer und eine tolle Flankerin, die uns bestens absicherte. Gegen 22:30 Uhr waren wir nach ca. 5 Stunden Autofahrt wieder zu Hause. Noch eine kleine Runde um den Block, etwas gutes zu Fressen für Inge und Una. Bis weit in den Morgen schliefen die Mädels tief und fest in ihren Betten.

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